Jürgen Wild, Schausteller: Erfahrungsgemäß ist der Mensch ein Gewohnheitstier und demensprechend zieht es alle zu den Stellen, mit denen er sich identifiziert. Die Altstadt verliert einen weiteren, wichtigen Anziehungspunkt, wenn auch die Post aus dem Innenstadtbereich ausziehen wird. Die Quelle war zu Urzeiten ein Begriff für das gesamte Umland für ein weitreichendes Sortiment, das sonst nur in Großstädten zu finden ist. Die Mitarbeiter hatten ein familiäres Umfeld, da sie meistens seit der Lehre hier beschäftigt waren und damit mit dem größten Teil der Kunden aus dem Umland ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatten. Eine neue Firma wird diesen Status erst in einigen Jahren erreichen können.
Die Leerstände sind vergleichbar mit der Gastronomie: Kommt der Mensch in eine Lokalität, das spärlich besucht ist, geht er davon aus, dass er hier nicht das erhält, was er sich wünscht. Das aber ist ein Trugschluss. Hersbruck bietet ein vielfältiges Angebot, nur der Besucher kann dieses auf Anhieb nicht erkennen.
Das Hauptaugenmerk ist nicht nur auf Besucher oder Gäste zu richten, die einmal im Jahr in Hersbruck weilen. Wichtig ist es, den Altlandkreis wieder an Hersbruck anzugliedern und aufzuzeigen, dass Hersbruck noch immer der Lebensmittelpunkt ist. Das Angebot der Waren des täglichen Gebrauchs sowie Luxusgüter können in Hersbruck erworben werden. Im Gegensatz zu den Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind diese hier nicht unter einen Dach, sondern über die Altstadt verteilt und für den potentiellen Kunden leider nicht einfach aufzufinden.
Gesundheitsregion — eine Region für Gesunde? Als ich eine kurze Zeit im Rollstuhl verbrachte, wurde ich sensibilisiert, manches aus einer anderen Perspektive zu sehen. Viele Veranstaltungen sind für Rollstuhlfahrer dadurch ausgeschlossen, da es für diese Personen nur dann eine Toilette gibt, wenn das Rathaus offen ist. Für mich ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten der Stadt, Händlern und Gastronomen eines der wichtigsten Standbeine in einer funktionierenden Gemeinschaft. Der Mix aus Kultur, Tourismus, Kunst, Einzelhandel und Gastronomie muss im Mittelpunkt stehen.
Der Gast wie auch Hersbrucker müssen die Geschäfte und die Anziehungspunkte auch in den versteckten Gassen besser finden können. Kurzzeitparkzonen und Straßenregelung zur Innenstadt müssen verbessert werden. Hersbruck besitzt z.B. eine historische und sehenswürdige Altstadt, ein einzigartiges Hirtenmuseum und die Frankenalbtherme. Als Visions-Beispiele möchte ich hier anführen: Tasse Kaffee oder Glas Wasser in Geschäften mit hohem Beratungsbedarf / Gaststätten und Hotelführer (kinderfreundlich, behindertengerecht, Diät, Erlebnisgastronomie etc.) / einheitliche Öffnungszeiten bzw. Kernöffnungszeiten / Lieferservice für das Umland / Mitarbeiterschulungen, Freundlichkeiten der Bedienungen, kundenfreundliche City / gemeinsame verkaufsfördernde Maßnahmen / abgestimmte Dekorationen (Weihnachten, Schafsfest, Rosenwochen etc.) / verständliche Infos über die Angebotspalette von Handel und Gewerbe durch Hinweisschilder, Leitsysteme, Flyer etc. /Kundenbindung, zielgruppenorientierte Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren / aktives Leerstandsmanagement (Schaffung von Zwischenlösungen, Leerstandsbörse) / Feste und Veranstaltungen als Qualitätsmanagment (z.B. Weihnachtsmarkt, Altstadtfest, Bürgerfest, Schaffest, Rosenwochen).
Gemeinsames Ziel muss sein, den Erlebnischarakter in der Innenstadt zu fördern. Mit steigender Kundenfrequenz wächst das Gefühl, dass der Einkauf oder der Besuch der Stadt Hersbruck zum Erlebnis wird.
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